Der InCharge Stuhl wurde 1993 von Nanna Ditzel entworfen.
In 1992 wandte sich Claus Lundsgaard mit einem Auftrag an Nanna Ditzel, der perfekt zu ihren Vorstellungen von Möbeldesign passte.
Der Auftrag an Nanna Ditzel lautete, einen funktionalen Arbeitsstuhl zu entwerfen, der Menschen das aktive Sitzen ermöglicht.
Die Überlegungen von Claus Lundsgaard über aktives Sitzen
Claus Lundsgaard schilderte Nanna Ditzel seine Rückenprobleme, die auftraten, wenn er längere Zeit gesessen hatte. Er hatte einen Stuhlsitz entwickelt, der einem Pferdesattel nachempfunden war; eine Idee, die er als junger Mann bei einem Aufenthalt in den USA hatte. Er beobachtete dort, wie amerikanische Cowboys den ganzen Tag auf einem Pferd saßen, ohne Rückenschmerzen zu bekommen.
Ganz intuitiv vermutete Claus Lundsgaard, dass ein sattelförmiger Stuhl eine gute Alternative sein könnte, um Rückenschmerzen zu lindern, da die Form des Sattels den Reiter dazu zwingt, sich aufzurichten, wodurch die Wirbelsäule am wenigsten belastet wird.
Außerdem werden die Beine nicht in gleicher Weise blockiert wie beim Sitzen auf einem normalen Bürostuhl. Allerdings war sich Claus Lundsgaard darüber im Klaren, dass die Bewegungen des Pferdes bei der gesteigerten körperlichen Aktivität eine große Rolle spielen. Der Stuhl sollte daher leicht und beweglich sein, damit man sich problemlos darauf fortbewegen kann.
Er stellte zudem fest, dass der Sitz nicht zu breit sein durfte, da es sonst aufgrund der Auswärtsdrehung des Hüftgelenks zu Schmerzen in den Hüften kommen konnte.
Der InCharge Stuhl nimmt Gestalt an
Nanna Ditzel fand die Aufgabe interessant und wollte einen Arbeitsstuhl entwerfen, der auf dem Bedürfnis des menschlichen Körpers nach einer aktiven Sitzposition basiert.
Ihre Idee, Möbel zu schaffen, die sich nach dem Menschen ausrichten, passte gut zu Claus Lundsgaards Vorstellung von einem Arbeitsstuhl, der sich dem Körper anpasst und nicht umgekehrt.
Nanna Ditzel wollte ein anatomisch-physiologisches Möbelstück schaffen, das sich an der optimalen Sitzhaltung des Körpers orientiert. Inspiriert wurde sie dabei von Achille und Pier Giacomo Castiglionis Stuhl „Sella“ aus dem Jahr 1957, bei dem ein Fahrradsattel als Sitz diente. Eine elegante Lösung für einen Stuhl, der zum aktiven Sitzen anregt.
Bei der Gestaltung des Stuhls war es Nanna Ditzel wichtig, eine Form zu schaffen, die sich an die Form des Körpers in sitzender Position anpasst. Ebenso wie Claus Lundsgaard war sie sich über die Bedeutung der Formgebung des Sitzes bewusst und experimentierte mit vielen verschiedenen Formen und Materialien.
Wichtig war auch, dass der Stuhl die Bewegungsfreiheit nicht einschränkt und die körperlich aktive Sitzhaltung nicht behindert. Gleichzeitig sollte der Stuhl das Gefühl vermitteln, im Gleichgewicht zu sitzen.
Es war nicht einfach, sich von den konventionellen Vorstellungen über das Aussehen eines Arbeitsstuhls zu lösen, aber es ist gelungen, und das Ergebnis ist der InCharge Stuhl. Dieser elegante Stuhl mit einer dem menschlichen Becken angepassten Sitzfläche sorgt für eine aufrechte Sitzposition, die ein Absacken des Rückens verhindert. Die Erhöhung an der Vorderseite sorgt dafür, dass man nicht vom Stuhl herunterrutscht. Eine weitere wichtige Funktion dieser Erhöhung: Sie verhindert, dass man die Beine übereinanderschlägt, da dies die Blutzirkulation unterbricht und andere schädliche Auswirkungen auf den Körper verursacht.
Die Rückenlehne und die Armlehnen sind bei einem Arbeitsstuhl überflüssig. Sie wurden deshalb weggelassen, was bedeutet, dass er weniger als die Hälfte eines normalen Arbeitsstuhls wiegt.
Die Metallstange, die den Sitz umgibt, ist ein deutliches Kennzeichen für Nanna Ditzels Vorstellungen von Ganzheitlichkeit und organischer Formgebung. Sie ist keine Rückenlehne, sondern ein Haltegriff, der das Bewegen des Stuhls erleichtert und auch die Sitzfläche beim Hinsetzen perfekt ausrichtet.
Zusammenarbeit mit Nanna Ditzel
Wenn Claus heute an die Zusammenarbeit mit Nanna Ditzel zurückdenkt, ist er gerührt. „Sie war eine sehr sympathische und angenehme Person, vor der ich großen Respekt hatte. Sie war präsent und hörte zu, und sie verwandelte meine Gedanken in einen perfekten Arbeitsstuhl. Ich bin ihr auf ewig dankbar.“
Wer war Nanna Ditzel?
Hier eine kurze Vorstellung von Nanna Ditzel für diejenigen, die sie noch nicht kennen.
Nanna Ditzel war eine der wenigen Frauen, die sich Mitte der 1950er-Jahre in einer ansonsten von Männern dominierten Designwelt einen Namen machten. Ihre Entwürfe zeichneten sich durch menschlich geprägte Lösungen und die Suche nach Schönheit und Harmonie aus. Sie hatte einen selbstbewussten und unkonventionellen Stil, und ihr Gespür für Farben und Design, sei es bei Textilien, Schmuck oder Möbeln, führte dazu, dass ihre Entwürfe schnell bekannt wurden und sich großer Beliebtheit erfreuten. So wurde sie zu einer der bekanntesten und innovativsten Designerinnen Dänemarks.
Die Arbeiten von Nanna Ditzel wurden in der ganzen Welt ausgestellt. Für ihr Design und ihre Möbel erhielt sie zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. Heute gilt sie als eine der wichtigsten und experimentellsten Designerinnen Dänemarks.
Zu den Entwürfen von Nanna Ditzel gehören die „Trissemøblerne“ (1965), der Stuhl „Sommerfugl“ (1990) und der Stuhl „Trinidad“ (1993). Viele der Möbelkreationen von Nanna Ditzel werden in öffentlichen Räumen eingesetzt. Sie wurden mit einem Gespür für Farbe, Form und Funktion geschaffen, haben eine anziehende Wirkung und sind gleichzeitig besonders praktisch. Wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen hat sie die Funktionsweisen des menschlichen Körpers als Ausgangspunkt genommen und in ästhetische Möbel verwandelt, die Wohlgefühl vermitteln.
InCharge richtet sich an alle, die eine sitzende Tätigkeit ausüben. Sie sind mit verschiedenen Bezügen erhältlich, je nachdem, ob Sie in einer Zahnarztpraxis, im Gesundheitsbereich oder im Büro arbeiten.